Zu meinen Objekten und Bildern sprach Irmgard Kramer : "Nebenan hängt eine Liebesfrucht von Dagmar Ohrndorf. Themen wie Erotik, Verletzlichkeit, Veränderung, Zerstörung und Neubeginn nehmen bei ihren Objekten die Gestalt von bizarren Gegenständen an, die für mich auch zum Objekt gewordene Grafik sind. Sie baut, näht, installiert mit den unterschiedlichsten Materialien aus dem Alltagsleben, die so zu einer neuen Bestimmung gelangen und malt dazu entsprechend abgestimmte Bilder wie das eine Bild im Eingangsbereich. Ihr ist es wichtig, dass die von ihr gewählten Materialien, so unterschiedlich oder sogar gegensätzlich sie auch sind, miteinander und mit dem Raum korrespondieren. Ihre Liebesfrüchte wirken sehr weich und sinnlich, jedoch müssen wir erkennen, dass eine kuschelige Frucht ganz aus stacheligem Draht besteht. Die andere ist ein Knäuel aus roten Däumlingen, und wir schwanken, ob wir diesen Objekten eine positive oder negative Deutung geben sollen.
Weiter sehen einen massiven Kern, um den ein Drahtgespinst gewickelt ist und feine Drähte herausragen, eine Frucht, eine Blüte, aus der neues Leben wächst? Mit welchen anderen Arbeiten in diesem Raum treten sie in Verbindung, oder wird ihre Fremdheit, besser gesagt, Andersartigkeit verdeutlicht, so als ob sie hier nur vorübergehend Asyl gefunden hätten, trotz etlicher Gemeinsamkeiten? Das ist ein ganz aktuelles Thema. Ambivalenz ist in all ihren Arbeiten vertreten. Ein weiteres Thema von Dagmar Ohrndorf ist die Weiterentwicklung, die oft nicht ohne Schmerzen vor sich geht. Häutungen nennt sie ihre Wachsbilder. Wir kennen ja den Ausdruck „die Haut ist zu eng geworden“, „aus der Haut fahren“, man muss raus aus der alten Haut, eingefahrene bequeme Verhaltensmuster, mit denen man sich doch ganz gut durchs Leben geschlagen hat, müssen verändert oder sogar ganz aufgegeben werden. Manchmal ist man auch nur einfach herausgewachsen, das alte Kleid passt nicht mehr, auch, wenn man es noch so geliebt hat, man kann es nicht mehr tragen. Man muss es zurücklassen. Ein Neuanfang ist mehr oder weniger immer schmerzhaft, oft bleiben Verletzungen und Narben zurück."